Responsive Webdesign

Beispiel für eine reaktionsfähige Webseite

Second Hand-Mode: Ein Trend zwischen Nachhaltigkeit und Konsumwahn Von der Schlaghose bis zur Lederjacke. Alte, oft vergessene Trends kehren wieder zurück. Während es einigen Konsument*innen darum geht, ein Zeichen gegen Fast Fashion und Massenproduktion zu setzen, haben andere eine ganz andere Motivation: Trendige Teile zu günstigen Preisen. Wie der wachsende Vintage-Trend den Nachhaltigkeitsaspekt in den Schatten stellt. Sarah, Mitarbeiterin eines Second Hand-Geschäfts in Köln, hängt die neue Warenlieferung an die Kleiderstangen. Hier arbeitet sie bereits seit fünf Jahren. “Das Publikum ist über die Jahre auf jeden Fall jünger geworden”, sagt sie. Sarah habe über die Jahre beobachtet, dass ihr Laden immer mehr von Jugendlichen und jungen Erwachsenen betreten wird. “Natürlich haben wir unser Sortiment deswegen auch etwas anpassen müssen.” Beim Sortieren der Warenlieferung würde zunehmend auch darauf geachtet werden, ob Kleidungsstücke oder bestimmte Kleidungsstile dabei sind, die aktuell im Trend liegen. Heute wird Kleidung zu niedrigen Kosten in Massen produziert. Schlechte Materialien, synthetische Stoffe und eine unsorgfältige Verarbeitung führen dazu, dass die Haltbarkeit und Qualität in der Fast Fashion-Industrie beeinträchtigt wird. Laut Greenpeace ist der private Konsum von Textilien der viertgrößte Verursacher von Umweltproblemen. Der Second Hand-Trend kann sowohl ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit als auch ein Katalysator für übermäßigen Konsum sein. Frühere Trends erleben ein Comeback: Die Suche nach besonderen und oft nostalgischen Stücken zu niedrigen Preisen kann paradoxerweise dazu führen, dass mehr konsumiert wird als je zuvor. Andere Generation, anderes Kaufverhalten Laut Sarah lege die ältere Kundschaft viel mehr Wert auf die Qualität der Kleidung. “Teile aus hochwertigen Materialien findet man heutzutage nur noch selten”, sagt sie. Bei der jüngeren Kundschaft habe sie jedoch ein anderes Gefühl: “Die aussortierten Trend-Teile hänge ich immer separat und farbig etikettiert auf unseren ‘Vintage-Kleiderständer’. Die jüngere Generation stürmt meistens direkt in diese Ecke”, erzählt Sarah. Ob es sich bei den Teilen auch um eine langlebige Qualität handelt und ob sie diese auch wirklich in ihrem Kleiderschrank brauchen, sei hier laut ihrer Einschätzung für viele eher nebensächlich. Die Begriffe “Vintage” und “Second Hand” werden oft gleichgesetzt. Dabei haben sie aber unterschiedliche Definitionen: Second Hand bedeutet übersetzt, dass man etwas “aus zweiter Hand” erwirbt. Hier handelt es sich also um Gebrauchtware, die bereits von mindestens einer anderen Person genutzt oder getragen wurde. Als Vintage bezeichnet man Kleidung, die ein gewisses Alter hat. Ob diese Kleidung gebraucht ist, oder nur jahrelang ungetragen im Schrank lag, ist dabei nicht von Bedeutung. Es geht vielmehr um den Stil der jeweiligen Ära, den die Kleidungsstücke repräsentieren. Sarah meint, dass Mode aus den 90er-Jahren bei ihrer jüngeren Kundschaft am besten ankäme. Bewusster Konsum “Vielen fehlt einfach das Bewusstsein, was den Konsum angeht”, erklärt Silke Kleinhückelkotten, Mitglied des ECOLOG-Instituts für sozial-ökologische Forschung. “Dass es wirklich notwendig ist, den Kleidungskonsum zu reduzieren, ist bei der Mehrheit der Verbraucher*innen noch nicht angekommen.” Laut ihr ist Second Hand-Mode nur dann nachhaltig, wenn es dazu führt, dass keine Neuware gekauft wird und die Gebrauchtware auch wirklich lange getragen wird. Wenn man aufgrund der günstigen Preise massenweise und unüberlegt einkauft, habe es ihrer Meinung nach keinen nachhaltigen Effekt mehr. Das Abgeben und Spenden von Kleidung gibt vielen Menschen das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Kleinhückelkotten ist der Meinung, dass viele diese vermeintlich gute Tat als Rechtfertigung sehen, sich mit gutem Gewissen etwas Neues kaufen zu können. Der Second Hand-Trend boomt – das bleibt auch den großen Marken der Branche nicht verborgen. Viele Unternehmen springen auf den Trend auf, und nehmen mittlerweile ebenfalls gebrauchte Kleidung zurück. Ein Beispiel dafür ist die Modekette H&M. Bereits seit 2013 können Altkleider in den H&M-Filialen abgegeben werden. Als Gegenleistung erhält man einen Gutschein für den nächsten Einkauf von Neuware im Geschäft. Dieses scheinbar umweltfreundliche Konzept habe Kleinhückelkotten bereits damals als fragwürdig angesehen. Mit der neuen Initiative „H&M Pre-loved“ besteht nun auch die Möglichkeit, die abgegebene Ware im H&M-Onlineshop zu erwerben. “Da steckt einfach sehr viel Marketing hinter”, sagt Kleinhückelkotten. Ihrer Meinung nach ist das Konzept ein sehr gutes Beispiel für Greenwashing. Unternehmen die Greenwashing betreiben, streben danach, als nachhaltig zu gelten. Das nachhaltige Image ist dabei jedoch wichtiger als das nachhaltige Handeln. Man verspricht “grünes Engagement”, was sich am Ende oft als Lüge rausstellt. “Auch wenn es so scheint, als würde sich H&M für Nachhaltigkeit und Recycling einsetzen, handelt es sich hier immer noch um eine riesige Fast Fashion-Marke", sagt Kleinhückelkotten. Sie würde empfehlen, seine Kleidung bei lokalen Initiativen oder Ähnlichem abzugeben.